Ich bin ein großer Sport-Liebhaber.
Richtig groß.
Richtig, richtig groß…
Aktiv natürlich, das versteht sich von selbst (woher soll der Luxuskörper auch sonst herkommen, wenn nicht vom regelmäßigen Training?) aber durchaus auch gerne faul vor der Glotze. Ganz egal um welche Sportart es sich handelt: Ich mag die Competition, den Kampf gegen die Uhr und generell das Spannungs-Feld innerhalb dem sich Profi-Kicker, Ski- und Leichtathleten, Rennfahrer und Hockeyspieler, Kampf-Sportler und Schwimmer bewegen.
Bemerkung am Rande: Alle anderen Sportarten mag ich übrigens auch.
Seit vergangenem Wochenende bin ich emotional im Dauerstress. Es ist Olympia-Time und da wird dem Fan in Anbetracht der vielen Wettkämpfe und der unmöglichen Fernseh-Übertragungs-Zeiten aus dem fernen China natürlich so einiges abverlangt.
Man muss leidensfähig sein in diesen Tagen.
Ja, das muss man!
Und auch der eigene Partner darf jetzt Flagge zeigen in puncto Liebe, Großzügigkeit und viel, viel Verständnis für die Vorlieben und Marotten des sportbegeisterten Angetrauten.
Meine Frau – so viel sei Ihnen an ehelicher Intimität verraten – hat das gemeinsame Schlafzimmer (welches selbstverständlich mit einem großen Action- und Olympia-freundlichen Zweit-Fernseher versehen ist) kurzzeitig verlassen. Sie will ihr Lager erst wieder mit mir teilen, wenn alle Medaillen in Peking vergeben sind.
Sagt sie…
Und ich kann sie verstehen.
Wenn-wie in den vergangenen beiden Nächten geschehen der Wecker um 5 Uhr morgens klingelt, damit die Ski-Wettkämpfe live verfolgt werden können, muss man nicht unbedingt unter derselben Bettdecke liegen wie der Alpin-Sport-Fanatiker. Erst recht nicht wenn selbigem (also mir…) zu so früher Zeit kaum ein Morgengruß über die Lippen kommt und er (also Ich…) schlaftrunken und missmutig (weil mit sich selbst und der eigenen Entscheidung hadernd…) auf den Bildschirm starrt bis die Augäpfel brennen .
Verfolgt werden die Wettkämpfe selbstverständlich im ORF. Nirgendwo sonst sind die Moderatoren so parteiisch, unsportlich und emotional wie im Nachbarland Österreich. Da kann ich mich so herrlich aufregen. Was wiederum beim Wachbleiben hilft. Ob Kanzler-Rücktritte, Korruption oder politische Affären, der Gradmesser für den seelischen Zustand der Alpenrepublik ist und bleibt der Erfolg bei sportlichen Winter-Wettkämpfen. Wer braucht schon einen Kanzler, wenn er einen Abfahrts-Olympiasieger in den eigenen Reihen hat?
Für diese Form der Unterhaltung kann man durchaus auch mal früher aufstehen. So sehe ich das halt.
Mit dem Sieg in der Königs-Disziplin des Skisports wurde es für die Ösis übrigens nichts. Der Olympiasieger heißt Beat Feuz und kommt aus dem Feindes-Land Schweiz.
Blöd gelaufen!
Um diesem Wettkampf folgen zu können bin ich übrigens dreimal umsonst aufgestanden bis es schließlich eine Entscheidung gab. Der chinesische Wind hat für Verschiebungen gesorgt. Habe ich es nicht gesagt? Leidensfähig muss man dieser Tage sein.
Wenn ich mich jeden Morgen frage warum ich diesen schlafzerstörerischen Fernseh-Aufwand betreibe denke ich 48 Jahre zurück.
Im Oktober 1974 gab es den berühmten ,,Rumble in the Jungle“, den Boxkampf zwischen Muhammed Ali und George Foreman (Übrigens mit dem besseren Ende für Ali…). Um dem Fight live folgen zu können musste man um 3 Uhr morgens vor dem Fernseher sitzen. Habe ich damals gemeinsam mit meinem Vater gemacht. Als Zehnjähriger!
War richtig geil. Und bleibt dementsprechend unvergessen…
Der Schritt von der juvenilen zur senilen Bett-Flucht ist ein (Lebens)-großer. Spannend ist er aber allemal. Gestern wie heute…
Also dann: Morgen geht es weiter: Da starten die Super-G- Fahrer schon um 4 Uhr.
Ich bin dabei!
Meine Frau nicht.