Haben Sie den neuen Bond schon gesehen? Sich die volle Dröhnung Action im Cineplexx um die Ecke gegeben? Mit Frau/Mann und Kind, mit Tante und Onkel und mit den Großeltern, die sich sofern sie nicht unter gestörter Merkfähigkeit und Gedächtnisabbau leiden mit Sicherheit auch noch an den Gentleman-Helden (Oma) und dessen gut geformten Gespielinnen (Opa) erinnern können.
So ein Besuch bei unserem aller Lieblings-Agenten hat sich in der Vergangenheit ja immer bezahlt gemacht. Für alle Generationen.
Und das Rezept war -weil lange Zeit dasselbe- nicht zuletzt auch deshalb sehr, sehr erfolgreich:
Die Spannungs-Granate wurde normalerweise schon im Vorspann gezündet. Dann kam die bombensichere Geschichte mit schönen Menschen und bösen Schurken, tollen Autos, absurd unterhaltsamen Gadgets und das Ganze dann auch noch an den heißesten Plätzen dieser Erde. Jamaika, Marokko, Mexiko, Indien und Thailand.
Luxus wohin das Auge blickte..
Mit TUI auf die Kanaren? Nee, nee nicht mit 007. Mit Neckermann nach Teneriffa? Mit schalem deutschen Touri-Bier konnte man den Mann nicht locken. Der trank ja bekanntermaßen sowieso fast nur Martini. Schon zum Frühstück.
Shaken, not stirred. Natürlich…
Und je nach (weiblicher) Gesellschaft vielleicht mal ein Gläschen Schampus.
Ein gefährlich geiles Leben.
Yes…
Dazu echt gute Mucke von Shirley Bass, Nancy Sinatra, Tina Turner, Duran Duran, Adele, Madonna, Garbage oder Billie Eilish.
So war das bis, ja bis die Macher der Erfolgs-Serie Mitte der 2000er-Jahre auf die Idee kamen Bond ein neues Erscheinungsbild zu verpassen.
Männlich.
Verletzlich.
Emotional.
Melancholisch.
So sollte der Agent jetzt sein. Mit Daniel Craig in der Titelrolle. Kein süffisanter Playboy mehr sondern ein knallharter Einzelgänger.
Gesagt. Getan. in den letzten vier Filmen mit dem präsentiert sich Action-Star Craig so richtig kantig.
In ,,Keine Zeit zu sterben“, dem 163minütigem letzten Teil der Craig-Bond-Saga hat sich-das kann ich Ihnen schon mal flüstern- diesbezüglich nichts verändert.
Vielschichtig zwar und lang andauernd du -nun ja- wohl auch zeitgemäß, aber für mich auch ein Stück weit auch ein bisschen öde. Action ist natürlich wichtig bei Bond. Klar. Aber wo bleibt der Humor? Wo der Geschmack?
Mir ist es vollkommen egal, dass ich jetzt spoilere und somit zum Film-Party-Crasher werde: Ich sage es Ihnen und Sie können gar nicht so schnell aufhören zu lesen, wie ihr Hirn die Information verarbeiten wird:
007 ist -man mag es kaum glauben, puff , puff, bäng, bäng ….TOT….
Und -unter uns gesagt-das ist auch gut so! Diese Neu-Interpretation des coolen alten Helden ging mir irgendwie auf den Zeiger. Da bin ich zugegebenermaßen etwas altmodisch. Stilbewusstsein kommt bei mir halt vor erzwungenem und deshalb langweiligem Zeitgeist.
Ein unglücklich verliebter Bond? Na ja…
Verletzlich mit der Knarre unter den von Folge zu Folge immer schlechter sitzenden Jackets? Nahe am gebrochenen Herzen?
Neu interpretierte Frauen-Rollen ( Hilfeschrei: Ursula Andress: Ich vermisse dich…) und Bond als liebender Papa…
Wer’s braucht…
Der aktuelle Bond trägt seinen Film-Titel also aller Voraussicht nach (sofern die kolportierte letzte Bond-Gage von 50 Millionen Pfund für Craig nicht ausreichen sollte für ein Leben in der Agenten-Rente und zur Wieder-Auferstehung des aktuellen Helden ) zu Unrecht.
Wem die Stunde schlägt… (zumindest das noch auf der guten alten Omega…)
Daniel Craig kommt also wahrscheinlich nicht wieder.
Ich werde ihn nicht vermissen.