Auf dem Weg in den Osten: Liebevolle Eltern scheuen keine Strapazen

Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Habe mich zugegebenermaßen zuletzt etwas rar gemacht. War nämlich sehr beschäftigt. Womit, werden Sie zurecht fragen. Ich sage es Ihnen.

Mit dem Erlernen von Sprachen.

Jawohl!

Im hohen Alter von 60 Jahren sehe ich mich gezwungen mich noch slawischen Kulturen und Sprachen annähern zu müssen. Schuld daran ist mein zweitgeborenes Kind. Die Tochter hat es sich in den Kopf gesetzt Medizin studieren zu müssen.

Gar nicht so übel: Man weiß ja nie wann man einen guten Orthopäden, Chirurgen oder Neurologen braucht.

Bin also voll happy damit!

Und dann erst das Renommee.

Mit einem Arzt in der Familie kann man nämlich auch wunderbar im Freundeskreis angeben und somit gesellschaftlich gut punkten.

Was, dein Kind ist nur Steuerberater, Handwerker, oder im Idealfall für den Nobelpreis in Literatur nominiert? Dreimal kurz gekichert. Mein Sprössling führt jeden Tag mindestens fünf Herz-Transplantationen durch und rettet ununterbrochen Leben.

Da möchte ich doch mal wissen wessen Gene besser und wessen Samen fruchtbarer sind.

Yes! I am the winner!

Habe auf die Zukunft gebaut und schlussendlich triumphiert!

Aber ich schweife ab. Sie fragen sich was das Ganze mit meinem Zwang zu tun hat sich aktuell mit Slawistik zu beschäftigen. Nun, der Haken an der Studien-Geschichte ist, dass das Kind aktuell zwei Medizin-Aufnahme-Prüfungen in Riga und in Brünn bestanden hat. Was ja grundsätzlich ganz gut ist. Allerdings befinden sich die beiden Orte nicht gerade um die Ecke. Und man mag es kaum glauben: In den beiden Städten wird doch tatsächlich lettisch beziehungsweise tschechisch gesprochen. Keine der beiden Sprachen gehörten zum Unterrichts-Stoff des humanistischen Franziskaner-Gymnasiums das ich vor mehr als 40 Jahren in Bozen besuchte.

 Auf das Ergebnis im nahen Innsbruck, wo man mehr oder weniger verständliches deutsch spricht warten wir übrigens noch. Ausgang ungewiss… Bitte Daumen halten!!!!

Deshalb komme ich jetzt gerade vom Aufnahme-Gespräch an der Meraner Volkshochschule. Dort wurde mir der Sprach- Unterricht bei einer verirrten Lettisch-Lehrerin angeboten, die sich aus Liebes-Gründen nach Südtirol transferiert hat. Sie möchte mich für gutes Geld (Euros) in die baltische Sprachengruppe der indoeuropäischen Sprache einweisen.  Ein tschechisches Zimmermädchen, welches ich über einen befreundeten Berufskollegen kennenlernen durfte hingegen  ist bereit mir den westslawischen Zweig der indogermanischen Sprachfamilie zu offenbaren.

Hört sich beides besser an, als es in der Realität sein dürfte.

 Die zwei abenteuerlichen Angebote wurden von mir slawisch selbstredend abgelehnt.

Obwohl, ein Zimmermädchen in der Hinterhand zu haben wäre rein beruflich gesehen vielleicht gar nicht so falsch!

Nein. (Putz)-Schwamm drüber! Ich bleibe bei meinen Online-Kursen.

Wenn ich mein Kind in der einen oder anderen Stadt besuchen werde (bitte lieber Gott lass es trotzdem Innsbruck werden…) möchte ich mich vor Ort schon auch verständigen können.

Vor allem in den lokalen Restaurants. Tschechischer Fleischsalat, Bierschinken und Haxen in Brünn beziehungsweise Schweine-Schnauze, Blutwurst und Entenkeule in Riga lassen das Herz eines jeden Gourmets mit Sicherheit höherschlagen. Und wenn man dann mit dem Kellner in seiner Sprache fachsimpeln kann, ist das Schlemmer-Erlebnis sicher nochmals intensiver.

In puncto östliche Feinschmecker-Episoden kommen übrigens ganz tolle Erinnerungen bei mir auf. Beim letzten Tschechien-Urlaub vor knapp zwanzig Jahren holte sich meine sensible Gattin beim Verzehr von böhmischen Knödeln in dicker Mehlschwitze eine Lebensmittel-Vergiftung und ich durfte zwei Nächte lang an ihrem Kranken-Bett wachen und ihre schweißnasse Stirn mit tschechischen Tempo-Taschentüchern trocken. Ein großer Moment unserer langjährigen liebevollen Beziehung der uns einander noch näher brachte als wir es damals eh schon waren.

Die örtlichen Tourismusverbände empfehlen übrigens auf der jeweiligen Home-Page zwei ganze Aufenthalts-Tage sowohl für Brünn als auch für Riga ein.

Weil es da so toll ist!

Super! Wenn man sein Kind liebt, da nimmt man gerne mehrstündige Flugreisen an Ziele in der Nähe von Kriegsgebieten (Riga) oder zehnstündige Autofahrten in die Pampa (Brünn) in Kauf.

Und wenn man dann noch die Landessprache ausreichend beherrscht, um Schweine-Fleisch bestellen zu können ist die Reise-Welt ja sowieso in vollster Ordnung.

Freue mich schon auf die Trips in den Osten.

P:S. Innsbruck ist von Meran genau 152,5 km entfernt. Und obendrein gibt es dort unter anderem ein ganz wunderbares Rindfleisch-Gröstl mit Speckknödel. Und einen Kaiser-Schmarrn zum Dessert.

Merke: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

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