Born to be wild? Vielleicht gibt es aber auch nur Apfelsaft…

Morgen treffe ich mich mit 15 älteren Herren. 40-jähriges Abitur-Feier. Wir waren 20 pickelige, testosteronüberfrachtete, lebenslustige Knaben damals im Jahre 1984 als wir von unseren Lehrern  ins ,,echte Leben“ entlassen wurden.

Drei von uns haben für die Feier abgesagt. Einer ist leider  tödlich verunglückt. Viele wohnen weit weg. Haben keine Zeit. Berufliche Verpflichtungen. Familie…

 Vielleicht auch too much Irrungen und Wirrungen in ihrem fortgeschrittenen Leben…

Wer weiß? Unter Umständen auch einfach keinen Bock. Ist viel Zeit vergangen seit damals.

Manche habe ich seit Mitte der 80er nicht mehr gesehen . Den einen oder anderen treffe ich gelegentlich. Auf der Straße. Bei kulturellen Veranstaltungen. Beim Langweilen. Schaue Ihnen zuweilen auch beim Altern zu. Ganz unterschiedlich. Manche sind auch noch fröhlich.

Man freut sich, wenn man sich sieht. Meistens…

Waren eine coole Truppe damals.

Knaben-Internat. Umgeben von Patres in langen Kleidern mit einer Kordel um den fetten Wanst gebunden. Hatten alle unglaublich anstrengende Marines-Attitüden diese Geistlichen.

Na Na Na Na Na Na Na…

Und noch eine tiefe Liegestütz, einen Purzelbaum vorwärts und einen weiteren geistigen Klimmzug. Aber schnell und mit vollem Einsatz bitte…

Und das alles unter den Augen Gottes.

Humorlose Menschen waren die Diener des Herrn mit null Verständnis für die Bedürfnisse und Ängste (mehr Bedürfnisse als Ängste) ihrer Studenten.

Schädeldecke auf, Wissen rein.

Frontal-Unterricht par excellence. Zeige mir was Du gelernt hast, vielleicht kurzfristig wiedergeben kannst und unter Umständen sogar verstanden hast und ich sage Dir wohin dein (Karriere)-Weg Dich führen wird.

War ja schließlich ein Elite-Internat. Eltern alle wichtig. High society… Kinder mussten programmiert werden. Die Gesellschaft und die Familien- Finanzen verlangten es. Schließlich hatten die Hautvolee-Eltern ja auch ordentlich Kohle für die Bildung ihrer Kinder hingelegt.

Man ließ uns aus der Quelle übergroßer Weisheit trinken. Dabei wären wir fast abgesoffen. Aber zum Glück gab es auch noch andere Getränke.

Viel gefeiert damals. Tolle Kameradschaft. Saßen alle im selben Scheiß-Boot. Ruderten gemeinsam durch das Franziskaner-braune Meer…

Und wie wird es morgen aussehen?

Keine Ahnung.

Sind wir imstande uns ironisch zu kategorisieren, werden wir ein bisschen wie damals sein. Aber vielleicht sind wir uns auch fremd geworden und es gibt nicht mehr viel zu Lachen.

 Kann auch sein…

Dann gibt es hoffentlich wenigstens gutes Futter und viel Alkohol (und bitte keinen Apfelsaft…).

Verfasse diese Zeilen ganz bewusst heute. Würde ich Sie nach dem Treffen schreiben und die Party war nicht gut würde ich vielleicht dem einen oder anderen Anwalt, Steuerberater oder Arzt auf seinen Erfolgs-Schlips treten. Und das möchte ich auf keinen Fall.

Wird die Party geil, dann müsste ich vielleicht  Details verraten, die uns Herren im fortgeschrittenen Alter nicht gut zu Gesicht stünden. Und das ginge erst recht nicht. Schon wegen der Ehefrauen und den lieben Kinderlein.

Was sollen die von uns denken.

Schließlich sind wir ja (fast) alle fucking seriös geworden…

Vorbilder eben. Und bitte in unserem Alter keine Fehler mehr machen. Auch wenn selbige zumindest laut James Joyce Pforten der Entdeckung sein können.

Und schon kommt die Frage: Gibt es für uns eigentlich noch viel zu entdecken?

Aber hallo. Unbedingt!

Auch wenn wir alte Säcke sind.

Manch einer von den Typen morgen ist aber hoffentlich ein alter geiler Sack.

Ob das so ist werden Sie geneigter Leser nie erfahren.

Deshalb habe ich den Text ja auch heute geschrieben.

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