Lust auf ein bisschen Show? Ein wenig Glamour gewürzt mit einem gewaltigen Schuss Dekadenz? Wollen Sie dabei sein wenn die Schönen der Nacht so richtig Party machen?
Mit Glitzer, Prunk und Opulenz?
Mit viel Luxus, Pomp und ordentlich Tamtam?
Ja?
Wollen Sie?
Sind Sie sicher?
Ok, dann steigen Sie mit mir ein in den Zug nach Mailand, wo gerade die Fashion-Week 2024 stattfindet. Ich nehme Sie an ihrer mit Pailletten besetzten behandschuhten Hand (weiblich) oder ihrer stark beringten Flosse (männlich) und wir tauchen ein in eine Welt die genauso absurd ist wie faszinierend , die sich unmoralisch präsentiert und manchmal fast schon krankhaft pervers, die aber auch ihre ästhetischen Seiten hat und deshalb durchaus verlockend sein kann.
Unterhaltsam ist ein kurzer Ausflug in das Fashion-Universum und ihre Hauptdarsteller allemal. Vor allem wenn man so wie ich rein zufällig hineingerät, weil man zum richtigen Zeitpunkt an einem spaßigen Ort ist. War so gar nicht geplant, aber wenn man schon mal da ist kann man als satirischer Beobachter in den Hotels und den Restaurants der Mode-Hauptstadt Mailand ja auch ein bisschen Detektiv spielen. Sich zurücklehnen und beobachten.
Schaulustig und kopfschüttelnd…
Denn Mailand spielt in diesen Tagen verrückt und die Hauptdarsteller auf der Fashion-Bühne sind richtig crazy unterwegs.
Die ersten inneren Lacher vergönne ich mir schon beim Frühstück in meinem Hotel. Die Models die in derselben Hütte abgestiegen sind wie ich selbst essen-wie könnte es anders sein-nix bis gar nix. Runtergespült wird das Wenige mit einem kleinen Detoxgetränk – Gurken-Scheiben in stillem Wasser. Tja unter Life-Stylern greift die Duplizität der Dinge: Keine Freud ohne Leid. Das gilt natürlich auch fürs Essen, äh sorry, fürs Fasten.
Da gefällt mir der Herr im fortgeschrittenem Alter schon besser, dessen Körper bereits etwas in die Breite gegangen ist, was ihn aber nicht davon abhält sich von oben bis unten in Prada zu hüllen. Er langt beim Buffet richtig zu und schreckt auch vor frühmorgendlichem Sekt-Genuss nicht zurück, während er zwischendurch immer wieder sein schwarz gefärbtes Toupet zurechtrückt.
Ein wahrlich haariges Spektakel…
Seiner Begleitung, einer Escort-Dame (und damit meine ich nicht das Modell der Autofirma Ford…) ist es offensichtlich egal. Die Dame mit Schlauch-Boot-Lippen die sie aufgrund ihres Umfangs wohl auch für sportliche Aktivitäten am See oder im Meer qualifizieren würden, ist zu sehr mit dem Blick auf ihr Handy beschäftigt, als dass die Optik ihres One-night-Partners für sie von allzu großer Bedeutung wäre.
Business as usual… Für wen sollte der Leitspruch besser gelten als für das horizontale Gewerbe.
In den High-Quality und Price-Läden rund um die via Monte-Napoleone zeigen die Mannequins tagsüber wie sich menschliche Kleiderhaken mit Hilfe motorischer Impulse zu bewegen haben. Ausdruckslos im Gesicht und mit knurrenden Mägen präsentieren osteuropäische Sklavinnen das Neueste von Fendi, Armani, Etro, Gucci und Valentino. Trotz schlechtem Wetter und niederen Temperaturen sind die slawischen Zehen strumpffrei in hochhackige Manolos gepresst. Weiße Haut, rote Lippen, blaue Füßchen.
Ist die Mode-Welt nicht schön?
Den Höhepunkt des Tages stellt aber der Restaurant-Besuch in einem der angesagtesten Fisch-Lokale der Stadt dar. Der italienische Star-Regisseur Federico Fellini, ein großer filmischer Satiriker seiner Zeit vor allem in den 60er und 70er Jahren- hätte am Panoptikum der skurrilen Figuren die sich in dem Lokal tummelten große Freude gehabt.
Das Leben als Karikatur.
Wo hätte dies besser gelten können als in dem Edel-Schuppen , in dem zu ohrenbetäubender Musik Hummer so groß wie Lämmer durch das Lokal getragen werden und sich junge Frauen in transparenten Kleidern in den Armen ihrer durchgestylten Partner wiegen. Zwischendurch ein Löffelchen Kaviar und etwas Foie gras und ab geht die Mode-Post. Es geht zu wie im alten Rom. Und das in Mailand…
Menschen in Ekstase. Das Fieber-Thermometer beim Bacchus-Fest steigt stetig an. In Anbetracht des exorbitanten Genusses des Luxus-Getränkes Franciacorta freut sich der Wein-Gott Dionysos. Aber keine Sorge: Es herrscht trotz der erhitzten Gemüter keine Brand-Gefahr. Schließlich stehen im Lokal überall Feuer-Löscher bereit.
Wie es sich gehört mit dem Logo von Hermes versehen. Natürlich.
Berauscht von all den Eindrücken ziehe ich mich amüsiert und irritiert zugleich in meine Herberge zurück.
Bleiben Sie bitte auch nicht zu lange.
Es könnte ihre Moral untergraben. Und obendrein richtig teuer werden.