Was sind das für harte Zeiten, in denen wir im Moment leben. Sagen viele, viele Menschen…
Es gibt kein Personal mehr, es herrscht akute Erfrierungsgefahr, weil die Russen kein Gas mehr rausrücken, die ganze teure Energie bereitet uns große finanzielle Sorgen, die Preise für Lebensmittel gehen ins Unverfressliche, äh Unermessliche, es werden keine Ersatzteile für was auch immer mehr geliefert und wenn doch muss man monatelang darauf warten , die Handwerker sind darüber verzweifelt , die Umwelt liegt in den letzten Zügen und keiner will mehr irgendwann für irgendwen irgendetwas tun.
Jetzt könnte wahrscheinlich jeder meiner Leser seine eigene Geschichte erzählen, was ihm in den vergangenen Wochen und Monaten so alles an neuzeitlichen Lebens-Widrigkeiten widerfahren ist, aber das spielt an dieser Stelle keine Rolle.
Ich bin hier der Blogger, also gehört mir auch das Wort. Und ich denke Probleme hin, Sorgen her, immer positiv.
Ich will auf gar keinen Fall den Chor der Heulsusen und Jammertüten dirigieren, die in ihren Trauerliedern die furchtbare Gegenwart, vor allem aber die anscheinend noch schlimmere Zukunft beklagen.
Mein Lied soll ein Schönes sein.
Und das obwohl der gestrige Tag zunächst nur Unangenehmes für mich bereithielt.
Früh am Morgen wurde ich mit dem bedauerlichen Umstand konfrontiert, dass die Fäkalien-Pumpe des Hotels ihre Lebens-Geister aufgegeben hatte und dem Hause eine wahre Exkrementen-Apokalypse drohte. Zum Glück konnte selbige dank tatkräftigem Einsatz des örtlichen Installateurs verhindert werden, aber die Botschaft des flugs herbeigeeilten Pumpenhändlers meines Vertrauens war eine erschütternde: 10000 Euro solle das Ersatzgerät aktuell kosten, ließ mich der Technik-Dealer wissen. Zufällig habe er noch eine letzte Pumpe in seiner Werkstatt versteckt und auch diese könne aufgrund der aktuell riesigen Nachfrage schon in den kommenden Minuten an den Meistbietenden vergeben werden.
Man müsse jetzt sehr, sehr schnell reagieren…
Jetzt weiß jeder der mich etwas genauer kennt, dass ich ein Mensch bin, der dem schönen Leben, ja, auch dem Luxus durchaus zugetan ist und mich auch stolze Preise nicht davon abhalten Adonis, dem Gott der Schönheit zu huldigen. Ich liebe alles was mit Qualität und Ästhetik zu tun hat. Tolle Mode, aufregende Kunst und spannende Designer-Stücke, coole Motorräder und schöne Möbel.
Fäkalienpumpen befanden sich bislang nicht auf dieser Liste.
Bis gestern.
Nachdem ich beim irritierten Handwerker zunächst noch scherzhaft nachgefragt hatte, ob der Schöpfer des wertvollen Gerätes Le Corbusier, Mies van der Rohe oder Arne Jacobsen heiße und dessen eventuelle Urheberschaft somit den Preis der Maschine rechtfertigen würde, war für mich klar: Aufgrund der schwierigen Lage am Technik-Markt war der Erwerb der Pumpe eine einmalige Chance. Diese galt es nun wahrzunehmen.
Pumpen-Mann und Installateur vor Ort, die herrliche Maschine selbst noch an keinen anderen verkauft:
Hallelujah!
Soviel Glück muss einem erstmal beschieden sein.
Also nicht lange gezögert und die Kohle an den netten und grundehrlichen Handwerker weitergeleitet.
Und schon heute werden die Hotel-Fäkalien wieder problemlos in die Abwasser-Kanäle gepumpt und alle Beteiligten sind unglaublich happy.
Das Glas, äh die Pumpe ist bei mir eben halb voll und nicht halb leer.
Alles nur eine Frage der Sichtweise.
P.S. Heute ist dann noch der Generator des Dampfbades kaputt gegangen. Eine baldige Intervention des zuständigen Technikers wurde mir telefonisch in n Aussicht gestellt. In der Zwischenzeit habe ich mich schon mal über den Kostenvoranschlag für ein natürlich neues und aufregendes Gerät in der Höhe von 4000 Euro gefreut.
Was ist das Leben doch schön!