Neulich habe ich mal so richtig auf den Tisch geschlagen. Gezeigt wer in unserer Familie der Mann im Hause ist. Mal die autoritären Muskeln spielen lassen. Da unser Haushalt nur noch aus meiner Frau und meiner Wenigkeit besteht, weil beide Töchter schon aus unserem Domizil ausgezogen sind, ist das mit dem Mann im Hause sein jetzt natürlich nicht ganz so abwegig. Aber egal! Auf jedem Fall war ich absolut patriarchalisch unterwegs, streng und befehlerisch.
In Gedanken…
Natürlich nur entrückt und erden-realitätsfern, in meinem ganz persönlichen Wolken-Kuckucksheim, in einer gedankenverlorenen Welt, in der das Kommando nicht bei der holden Weiblichkeit liegt.
Warum ich still und heimlich außer mich geraten war, innerlich wütete und seelisch vor mich hin schäumte?
Na ja, es ging, so wie jedes Jahr wieder einmal um das Weihnachtsmenü. Auf meiner Frage hin, was wir denn heuer bei unserer Familien-Feier an Heiligabend speisen würden, sprach sich meine Gattin mit einer solchen Bestimmtheit für den langweiligen „Jährlich grillt das Murmeltier-Schmaus“ aus, dass in der Folge wenig Raum für Widerspruch blieb. Auch wenn sie ganz genau weiß, dass das Weihnachts-Menü meine Magennerven schon seit Jahren quält. Etwas Pute, ein paar Würstchen, ein klein wenig Rind und etwas Kalbfleisch, dazu zwei, drei Garnelen (gäääähn…) und viel gesundes und dafür umso faderes und reizloses Gemüse auf den Tischgrill geworfen und ab dafür…
“Ennuyant“ würde man in der selbsternannten Heimat der Gourmet-Küche, in Frankreich dazu sagen. Jetzt bin ich kein Franzose und meine drei Frauen, die diesen Blog auch immer lesen der französischen Sprache glücklicherweise nicht mächtig (was mich vielleicht vor familiärem Ungemach schützen wird…). Nein ich bin Südtiroler, Italiener, vor allem aber ein (unter anderem kulinarischer) Weltenbürger.
Und gerade deshalb finde ich unsere Festtags-Kochkunst absolut monoton.
Warum wird zu Weihnachten beispielsweise nicht -nur zur Abwechslung- eine Toulouser Gans serviert, das Nonplusultra des guten Geschmacks. Warum kein Südtiroler Rehrücken mit Rotkraut und Kastanien, warum kein japanischer Thunfisch im Pfeffermantel, warum kein Rinderfilet mit Rotwein-Schalotten-Sauce. Ein gutes deutsches karamellisiertes Schweinefilet, ein Lammkarree mit knuspriger Pistazien-Kruste, eine kleine saftige Peking-Ente, einfache mexikanische Tamales, oder auch nur ein simples Pasta Gericht mit Pesto oder Salsiccia.
Mir wäre vieles recht.
Nützt mir aber nichts. Weihnachten heißt im Hause Gartner: Tischgrill.
Auf mein sanftes Nachfragen hin klimpern meine drei geliebten Frauen mit ihren sanft geschminkten Augenlidern, streicheln mir zärtlich über meine Wangen- man (Frau) will ja den weihnachtlichen Geschenke-Fluss nicht gefährden- und weisen mich liebevoll darauf hin, dass eine zu umfangreiche Tätigkeit in der Küche die gemeinsame Zeit an diesem besonderen Tag doch stark limitieren würde. Vor der Bescherung sei man zu aufgeregt, um den Tisch zu decken, dann zu servieren und ewig lang sitzen zu bleiben, nachher wäre man dann müde und obendrein in einem Geschenke-bedingten Glück-Rausch. Selbiger hätte dann eine eigenartige Appetitlosigkeit zur Folge. Lieber würde man zu diesem Zeitpunkt die Geschenke bestaunen und dem Herrn (mir nicht Jesus Christus…) dafür danken, dass er so großzügig gewesen war.
Das letzte Argument wiederum überzeugt mich sehr. Auch wenn meine drei Frauen kein Bock aufs Kochen haben, sie lieben mich trotzdem abgöttisch.
Womit wir wieder bei Gott wären.
Was zu Weihnachten so falsch nicht ist.
Und wer weiß? Jesus aß ja auch hauptsächlich Brot. Ok, es gab literweise Wein dazu. Und deshalb vergönne ich mir zu unserem Tischgrill aus Frust einfach etwas mehr Champagner.
Würstchen im Champagner-Magen-See… Das klingt doch nicht so schlecht, oder?
P:S. Ich habe soeben erfahren, dass unser Weihnachtsessen dieses Jahr in der Wohnung unserer Tochter stattfinden wird. Mal was Neues… Aber: Raten Sie mal was kulinarisch geplant ist? Es fängt mit Tisch an und hört mit Grill auf.
Na dann: Guten Appetit und frohe Weihnachten!