Wir befinden uns immer noch an der Pazifikküste. Mittlerweile sind wir in der kleinen Ortschaft Uvita gelandet. Selbige ist nicht wirklich der Rede wert. Wohl aber das Ressort in dem wir uns für zwei Nächte einquartiert haben. Das Boutique-Hotel thront auf einem sehr hohen Hügel, den man als Alpenländer mit viel gutem Willen sogar als kleinen Berg bezeichnen könnte. Der Weg dorthin ist lebensbedrohlich, aber das sind wir inzwischen schon gewohnt.
No risk, no fun…
Außerdem nennen wir ja ein Fahrzeug mit 4×4-Antrieb unser Eigen. Wir meistern die physikalische Herausforderung, die uns die Anfahrt abverlangt natürlich mit Bravour und werden in der Folge mit einem Ocean View der Extraklasse belohnt.
Beim Abendessen machen wir die erfreuliche Bekanntschaft von Katrin und Jack aus Kalifornien. Die beiden Honeymooner smalltalken für ihr Leben gern und führen uns außerdem in die erbauliche Welt amerikanischer Tischmanieren ein. Als sich Jack zu späterer Stunde in seine Tisch-Serviette schnäuzt treten wir den Rückzug in unsere Suite an. Hoffentlich kannte Katrin Jacks Umgangsformen bevor sie ihn geheiratet hat. Das wünsche ich der Neuvermählten von Herzen.
Am nächsten Tag unternehmen wir eine Whale-Watching-Tour auf dem offenen Pazifik. Ein wunderschönes Erlebnis, das uns in ewiger Erinnerung bleiben wird. Vor allem deshalb, weil wir keinen einzigen der angekündigten Buckel-Wale zu sehen bekommen. Diese sind bereits Ende Oktober Richtung Antarktis gezogen. Irgendwann scheinen sie ihre Schnauzen von den vielen Touristen voll gehabt zu haben. Wir verübeln Ihnen ihre Abwesenheit aber ebenso wenig wie dem findigen Veranstalter der Boots-Tour seine mangelnde Informationspflicht in puncto Orcas, zumal wir dafür mit dem Anblick eines riesigen Sardinenschwarms entschädigt werden, welcher von einer nicht minder großen Gruppe Seemöwen attackiert wird. Somit sind wir mittendrin, wenn sich die Vögel quasi zum ,,All you can eat“ für Federvieh begeben. Ein berauschendes Erlebnis! Hat ein bisschen was von Hitchcock. Nicht Cineasten sei diesbezüglich der Klassiker ,,Die Vögel“ vom Altmeister des Schreckens empfohlen.
Während des Ausfluges regnet es in Strömen. Für mich kein Problem. Zwischen tropischer Hitze und plötzlichen Regengüssen bin ich sowieso dauernd nass. Man gewöhnt sich daran immer feuchte Kleidung am Körper zu tragen. Aktuell führe ich somit ein Leben als ständiger Leberwickel auf zwei Beinen.
Bei unserer Rückkehr ins Hotel höre ich schon zum Aperitif die ersten Songs von Juan Luis Guerra aus den Boxen schallen, einem fröhlichen Musikanten aus der Dominikanischen Republik der einen in Mittel-Amerika andauernd verfolgt. Ich kannte ihn und seine Merenge-Musik bis zum Urlaubsbeginn nicht. Nachher lernte ich ihn durch meine Shazam-App kennen.
Hoffe ihn bei meiner Rückkehr nach Europa so schnell als möglich wieder vergessen zu können.
Morgen geht es weiter in den berühmten Corcovado-Park.
Die Wildnis ruft!