Heute ist ein besonderer Tag. Mit dem Datum 9.März 2020 gab es den ersten Lockdown in Italien. Der Beginn einer neuen Zeitrechnung. Start der komplett vervirten Zeiten. Das Leben aller von heute auf morgen schnell mal auf links gedreht. Will deshalb einen Schnelldurchlauf starten. Kurz und knackig. Was dieses Jahr für mich so alles verändert hat. Und was es mit mir angestellt hat… Also dann nicht lange um den heißen Brei herumgeredet. Wir haben in den vergangenen zwölf Monate schon genug Zeit vergeudet.
Let’s go!
Habe aufgehört zu arbeiten. Fernsehen, lesen, schlafen, surfen (im Netz, leider nicht auf der Erfolgswelle…), spazieren, chatten…
Netflixen, aufräumen (Wohnung und Geist), telefonieren, essen, trinken…
Und dann das Ganze wieder von vorne.
Eskapismus pur. So schaut die Realitätsflucht aus. Corona hat mich da reingetrieben, ohne mich zu fragen. Vom vorherigen Leben in eine neue Welt gebeamt, die all das beinhaltet was im alten Dasein noch unter Ferien lief. Sonne scheint ununterbrochen. Beginne im Garten um mein Leben zu grillen. Habe ich früher nie gemacht. Aber früher war ja alles besser. Oder?
Frühjahr Deluxe… Beginne viel zu schreiben und beschäftige mich noch mehr mit Musik. Höre Podcasts bis zum Abwinken. Habe viel Zeit zum dichten und denken. Das hat Konsequenzen…
Hurra, hurra, die Rübe brennt…
Was ja nicht ganz schlecht ist. Immerhin hat mir das Virus einen kreativen Arschtritt verpasst. Man muss ja auch nicht alles in Frage stellen. Manchmal machte es auch Spaß. Zugegeben. Nicht nur Krise in der Krise.
You know?
Viel Sport. Florian rennt…Brauche bald neue Laufschuhe. Bezahle Fersengeld für den flüchtigen Bewegungsdrang. Mir schmerzt die Achillessehne. Hätte Achilles, damals in der Unterwelt, als er seinen Fuß in den Fluss Styx tauchte nicht besser darauf aufpassen können und auch das Teil noch unverwundbar werden lassen? Egal. Andere Baustelle. Gehe Einkaufen. Trage Maske. Das tun auch die anderen. Manchen steht die Gesichtsverhüllung richtig gut. Kommen andere Körperteile besser zur Geltung. Manche sehen noch schlechter aus. Neue Mode. Jogginghose statt Anzug.
Very strange…
Halte Abstand. Begrüße Menschen. Virusfaust statt Bussi, Bussi…Schluchz…Lerne andere Lockdown-Opfer in der Schlange vor dem Laden kennen. Wo auch sonst. Kneipen sind ja alle zu. So wie mein Hotel. Maskengedämpftes, fachgerechtes Virus-Gemurmel. Klicke mich irgendwann aus den Gesprächen voller Prognosen, Ängsten und Sorgen aus. Mir reichen schon die vielen Nachrichten-Sendungen im Fernsehen.
Über-Kommunikations-Pandemie.
Kann die TV-Sprecher schon nicht mehr sehen. Schaue fern bis zum hoffnungsfrohen Corona-Abwinken. Schlafe jeden Tag viel zu lange. Zuletzt war das als Baby so. Andere Zeiten…Wetter ist weiter schön. Der Sommer ist da. Das Virus versteckt sich. Ich darf arbeiten. Unglaublich! Schufte wie ein Verrückter. Aber das ist gut so. Sehr, sehr froh wieder gefragt zu sein. Und fange an wieder ein bisschen Kohle zu verdienen. Auch nicht schlecht. Und es reicht endlich mal mit den Spaziergängen durch die Wüste der Langeweile. Start von 1 auf 100 ist nicht ohne, aber egal, Hauptsache man kriegt ein kleines Stück Leben zurück. Scheinbar…Das Glück währt nur kurz. Im Herbst ist wieder Schluss mit lustig. Die Infektions-Zahlen steigen.
Fuck!
Hotel wieder zu. Tripp zu Kurz nach Wien. Viel zu kurz…Gerate dort ins Attentat eines verrückten Islamisten. Ach ja, die gibt es auch noch. Spielen seit Corona ja gefühlt keine Rolle mehr die Brüder. Haben sich jetzt jedenfalls mal wieder bombig in Erinnerung gerufen. Hätte man auch darauf verzichten können. Wetter ist sonst aber schön. Zurück in Südtirol. Werde zuhause dauergetestet. Andere Menschen stochern in meiner Nase rum. Nasenbohren neu! Was solls? Bin immer negativ. Wenn das nicht positiv ist…Neuer Lockdown. Daheimbleiben ist einfach geil. Weihnachten, Silvester… Es wird wieder (Schneeschuh) gewandert. Ich hasse es…Schnee ohne Ende. Ach ja, das Wetter ist schön. Und so bleibt es bis heute.
Wir schreiben den 9.März 2021.