Kinder an die Macht, oder wie ich nüchtern vom Frühstücks-Tisch aufstehen musste

Neulich war ich mit einigen Kumpels auf Reisen. Ein Wochenend-Trip nach Genua. Männer-Ding halt. Feiern, lachen und ein, zwei Gläser kippen. Coole Sache mit viel Spaß. Genua ist eine gute Stadt, viel besser als ihr Ruf. Ein bisschen abgefuckt, ja, dafür aber großartige Palazzi, eine äußerst lebendige Kneipen-Szene und ein wirklich interessantes Kultur-Angebot. Nicht zu vergessen die ligurische Küche. Veramente fantastica…
Ok, zwischendurch kommt man sich vor als ob man in Zentral-Afrika gelandet wäre, vor allem wenn man im Hafen-Viertel auf die Tausenden von Zuwanderern stößt, die dort ihre Waren feilbieten, aber man kann das zweifelsohne gravierende Problem auch von der anderen Seite sehen: Eine Afrika-Reise wäre viel aufwendiger gewesen und Genua ist nur vier Auto-Stunden von Südtirol entfernt. Aber Zynismus ist hier vollkommen unangebracht, humanpolitische Probleme die in Genua omnipräsent sind müssen an anderer Stelle als in meinem Satire-Blog besprochen und vor allem geklärt werden.
Mein Beitrag heute soll nichts mit Politik und auch wenig mit einem Reise-Bericht zu tun haben. Hier und heute geht es um Kinder-Arbeit und ihre Auswirkungen auf die Hotellerie.
Jawohl!
Lassen Sie mich ein bisschen erzählen.
In Genua wir – wie es sich für eine Männertruppe gehört – in einem absoluten 08/15-Hotel untergebracht. Neben dem Bahnhof und in unmittelbarer Nähe zum Zuwanderer-Viertel.
Geiler Platz!
Bett, Dusche, Schrank. Was braucht das männliche Feierbiest auch mehr, wenn es fernab von zuhause nächtigt?
Also gut, die Hütte war jetzt nicht gerade premium und wir wussten ja schon bei der Buchung was uns angesichts des niedrigen Preises in etwa erwarten könnte. Und unsere Erwartungen wurden sogar untertroffen.
No risk, no fun…
Was will man denn mehr? Vor allem personaltechnisch hatte das Haus einiges zu bieten. Offenbar waren von der Direktion des Hauses in den vergangenen Wochen in den Kindergärten und den Grundschulen Liguriens erfolgreiche Rekrutierungs-Maßnahmen unternommen worden. Beim Check-In ins Hotel saßen dort ein junger Mann an dem zu seiner großen Freude gerade die ersten Barthaare sprießten was er mit einem ständigen Zupfen an seiner spärlichen Gesichts-Behaarung deutlich machte und seine kleine pickelige Schwester (???). Irgendwie strange das Paar…
Allerdings: Das Kinder-Paar war beruflich schon mal ziemlich abgeklärt, das muss man klar sagen.
Kohle kassiert, Zimmer-Code ausgehändigt und ab dafür…
Soweit so egal!
Der Hammer aber war das Frühstück am kommenden Tag. Bei meinem Eintreffen im Frühstücks-Raum, der übrigens direkt neben den Hotel-Toiletten – welche ihrerseits ohne Eingangstür auskommen mussten – positioniert war herrschte bereits das blanke Chaos. Verärgerte Gäste standen vor einem leer-gefutterten Buffet und scheuchten mit ihren böse in den Raum gebellten Forderungen zwei scheue weibliche, blutjunge Frühstücks-Rehlein durch den Saal. Die beiden Mädels hatten nicht den Hauch einer Ahnung von dem, was von Ihnen erwartet wurde, versuchten aber trotzdem verzweifelt zu retten, was schon längst nicht mehr zu retten war. Interessiert beobachtete ich das Kriegs-Geschehen am Buffet während ich an einem labbrigen Croissant kaute, welches ich mir geschnappt hatte bevor eine aufgebrachte, weil hungrige, französischsprachige Rentnerin seiner habhaft hatte werden können. Dazu schlürfte ich einen – erstaunlicherweise frisch gepressten- Orangensaft, der einen leichten Nach-Geschmack an Reinigungsmittel auf meinem Gaumen hinterließ. Kein Wunder…Eines der beiden Rehe hatte nämlich – wie ich amüsiert beobachten konnte- in einem plötzlichen Anfall von jugendlicher Motivation die automatische Orangen-Presse mit einem Fenster-Reiniger bearbeitet. Interessanter move in diesem Kinder-Sklaven-Game.
Die zweite Frühstückskraft – gefühlte 12 Jahre alt – hatte in der Zwischenzeit ihre trendig-spitzen Fingernägel in den harten Kuchen gebohrt, um ihm somit leichter auf einen Parallel-Teller verfrachten zu können. Begleitet von den Schreckens-Schreien der Gäste und dem lauten Brummen des defekten Yoghurt-Kühlschrankes verließ ich, den Geruch verbrannter Toast-Scheiben in meinen empfindlichen Nasenlöchern den Ort des dilettantischen Geschehens, um in einer dem Hotel gegenüberliegenden Bar meine morgendliche Stärkung fortzusetzen.
Ein letzter mitleidiger Blick gehörte den beiden Kindern, die unter der Wucht der erbosten Gäste-Masse zusammenzubrechen drohten.
Es lebe die Jugend!
Wahrlich harte (Personal)-Zeiten in Genua!

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