So ein Skitag der ist lustig, so ein Skitag der macht froh…

Was war das für ein wunderbarer Tag heute. Schon am Morgen lachte die Sonne vom strahlend blauen Winterhimmel und bestärkte mich in meiner am Vorabend getroffenen Entscheidung, mir erstmals seit langem wieder meine Skier anzuschnallen und mich dem rasanten und gerade deshalb von mir so geliebten alpinen Wintersport hinzugeben. Selbstzufrieden blickte ich nach der Morgen-Hygiene in meinen großen Schlafzimmer-Spiegel und erblickte dort einen stattlichen Mann im besten Alter, durchtrainiert und voller sportlichem Tatendrang.

Mein Spiegel-Ich und somit auch ich selbst waren in einen edlen Skianzug im trendigen Jägergrün gehüllt, den sportlichen Blick schon auf den nahen Hausberg gerichtet. Der wunderschöne Zwei-Teiler samt dunkler, angenehm schmiegsamer Mütze waren übrigens Weihnachtsgeschenke meiner gleichermaßen liebevollen wie spendablen Gattin. Mit einem Liedchen auf den Lippen („Firestarter“ von The Prodigy) schulterte ich die restlichen Sport-Utensilien, verfrachtete sie in mein Fahrzeug und bewegte mich in Richtung Bergwelt.

Der Gipfel verlangte nach mir und mich verlangte nach ihm.

Ein sportlicher Lust-Schrei voller Vorfreude auf den Sonnentag in der phantastischen Natur drang aus meiner Kehle als mein Pkw die Steigung zum Skigebiet emporkletterte.

Als ich nach kurzer Fahrt in einen kleineren Verkehrs-Stau geriet konnte ich noch nicht ahnen, dass die Höhepunkte des Tages bereits hinter mir lagen. Natürlich mutete die Menge der vielen südländisch aussehenden Menschen, die sich in schicke Winter-Freizeit-Kleidung gepackt zu Fuß entlang der Asphalt-Straße bergan bewegten etwas eigenartig an, aber -mein Gott- so dachte ich, der wunderschöne Tag hatte halt doch viele Urlauber aus ihre Wellness-Hotels hinaus in Freie gelockt.

 War doch mehr als verständlich.

 Nicht mal die vielen brüllenden Kinder, welche an den elegant behandschuhten Händen ihrer schimpfenden Mütter hingen, erweckten bei mir den Verdacht vielleicht den falschen Tag für das winterliche Freizeit-Vergnügen gewählt zu haben.

Ja, klar High-Season in den Bergen kurz nach Silvester zur allerbesten Ferienzeit, da sind natürlich sämtliche Großstädter Nord-Italiens auf der Suche nach etwas Frischluft im Alpen-Paradies.

Das weiß man ja als local hero. Ist doch jedes Jahr dasselbe…

Aber das sollte kein Problem für mich darstellen, erst recht nicht, wenn ich erst einmal mein Fahrzeug geparkt, die Bergbahn erklommen und mich dann mit zügigen Schwüngen talabwärts vom unsportlichen Pöbel verabschiedet hätte.

Leider kam alles ganz anders als ich mir das in meinem sportlich euphorisierten Hirn ausgemalt hatte.

Der Verkehrsstau war inzwischen immer größer geworden und ein Großaufgebot an unfähigen Carabinieri half tatkräftig mit, dass auf und neben der Straße ein riesiges Chaos entstand. Weder vor noch zurück: Es ging einfach nichts mehr! Die Masse der Skitouristen war von der Polizei einfach nicht in den Griff zu kriegen.

Meine Laune verschlechterte sich sekündlich und wurde natürlich auch nicht besser, als ich endlich mein Auto parkend zwischen mehrere Camper gezwängt hatte, welche – am Abstell-Platz der Bergbahn angekommen – weitere Urlauber-Großfamilien aus ihrem schrecklichen Schlund spuckten.

Das Durcheinander war perfekt!

Und der Tiefpunkt des so vielversprechenden Tages noch lange nicht erreicht.

Nachdem ich mehrere Bambini mit meinen Skistöcken abgewehrt, deren Eltern, Tanten und Großeltern fluchend in die Südtiroler Schranken gewiesen hatte und endlich beim Skilift angekommen war, wurde ich endlich der ersehnten Bergwelt gewahr.

Selbige präsentierte sich allerdings alles andere als winterlich. Nur eine schwarz-weiß belegte Schneezunge unterbrach das satte Sommergrün, welche sich am Berg ausgebreitet hatte. Und über diese Abfahrt quälten sich Unmengen von Menschen, darauf bedacht den von den hohen Temperaturen arg in Mitleidenschaft gezogenen Kunstschnee nicht zu verlassen. Zumal außerhalb der Piste nur etwas Gras und viel Geröll auf sie gewartet hätte.

Bevor mein Skitag so richtig Fahrt aufnehmen konnte war er damit auch schon zu Ende. Per Pedes mühte ich mich zur nächsten, selbstverständlich übervollen Hütte, um meinen sportlichen und klimatischen Kummer in Alkohol zu ertränken. Zwei Würstchen mit Senf und zwei Gläser Prosecco später, holte ich, während ich mehreren kleinen Kindern zusah, die in Ermangelung von Schnee auf der wässrigen Piste offenbar ihre Seepferdchen-Prüfung abzulegen gezwungen waren, die airpods aus meinem Rucksack, stöberte in meiner Spotify-Playlist und stieß dort auf die von mir sehr geschätzte deutsche Rockband ,,Fehlfarben“.

Ihr Bandleader Peter Hein textete im Song ,,Gott sei Dank nicht in England“ äußerst passend:

,,Wenn die Wirklichkeit dich überholt

Hast du keine Freunde, nicht mal Alkohol

Du stehst in der Fremde, deine Welt stürzt ein

Das ist das Ende, du bleibst allein…“

Ich war ganz seiner Meinung.

P.S. Ich glaube mein nächster Sporttag findet im Hallenbad statt.

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